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Pressemitteilung: GKNII geht Ende des Jahres vom Netz -Atomkraft ersetzt keine Gaslieferungen

Die immer wieder aufflackernden Diskussionen um die Möglichkeit, den Bezug von russischem Gas durch den Weiterbetrieb von Atomkraftwerken zu reduzieren, hat die Kreistagsfraktion von Bündnis90/Die GRÜNEN mit Kopfschütteln und Unverständnis zur Kenntnis genommen. Deutschland habe sich aus Sicherheitsgründen zum Ausstieg aus der Atomkraft entschlossen. Daran werde auch zukünftig festgehalten.

 „Daher könnten sich die Menschen in der Region darauf verlassen, dass vom GKN II ab 1. Januar 2023 keine Bedrohung mehr ausgehen wird, erklärte Kreisrat Helmut Fischer.

Geradezu absurd sei es, wenn ausgerechnet der frühere EU-Energiekommissar Günther Oettinger auch die Option der Laufzeitverlängerung ins Spiel bringe. „Wir verstehen, dass er seine Zeit als EU-Energiekommissar nicht genutzt hat, die Energiegewinnung Europas unabhängiger von Diktaturen und fossilen Brennstoffen zu machen, aber wenigstens Putins völkerrechtswidriger Krieg sollte dazu führen, dass alle Verantwortlichen nun den Ausbau der erneuerbaren Energien forcieren und nicht mit den Rezepten aus dem letzten Jahrhundert die Probleme der Gegenwart lösen wollen“, sagte Kreisrat Jürgen Walter.

Wer sich in den letzten Jahren mit den Strukturen und Fakten der Energiegewinnung auseinandergesetzt hat, konnte schnell erkennen, dass Atomkraftwerke und Gas auf völlig andere Weise zur Energiegewinnung beitragen würden.

So importierte Deutschland im Jahr 2020 netto rund 860 Terawattstunden (TWh) Erdgas. Etwa zwei Drittel des importierten Erdgases – rund 570 TWh – stammten aus Russland. In den Jahren zuvor ist der Anteil stetig angestiegen und lag dabei im Mittel bei rund 50 Prozent. Der Hauptanteil des in Deutschland benötigten Erdgases werde direkt verbrannt, etwa um Gebäude zu heizen oder um hohe Temperaturen bei der Lebensmittel- oder in der Chemieproduktion zu erzeugen. Lediglich rund 19 Prozent (!)  – 188 TWh – des Erdgases wird benutzt, um daraus Strom zu erzeugen.“

Es stelle sich daher die Grundsatzfrage, ob wir Erdgas überhaupt ersetzen können, indem wir die Kernkraftwerke länger laufen lassen? Der Großteil des Erdgases, das in Gebäuden für die Wärmeerzeugung oder als Prozessgas in der Industrie eingesetzt wird, könne aber nicht durch Kernkraftwerke substituiert werden. Denn: Von den erwähnten 188 TWh, die wir in Deutschland zur Gasverstromung nutzen, entfielen circa 120 TWh auf Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen (KWK), die nicht nur Strom, sondern auch Fernwärme für Heizung und warmes Wasser oder Prozesswärme für die Industrie erzeugen. Die Kernkraftwerke würden höchstens die Stromerzeugung ersetzen, nicht aber die Wärmeproduktion. „Kernkraftwerke können somit die KWK-Anlage gar nicht ersetzen, weil sie keine für diese Prozesse nutzbare Wärme produzieren“, sagte Grünen-Fraktionsvorsitzende Brigitte Muras.

Aus diesen Zahlen ergebe sich, dass de facto von den 188 TWh Stromerzeugung aus Erdgas nur ein Segment von rund 70 TWh aus Gaskraftwerken verbliebe, das nur Strom produzieren und damit theoretisch ersetzt werden könnte. Dies entspreche etwa einem Zehntel des gesamten aus Russland importierten Erdgases. Allerdings hätten diese Gaskraftwerke eine besondere Funktion im Energiemarkt und für die Stromnetze. „Denn sie springen sehr flexibel ein, wenn der Wind nicht weht oder die Sonne nicht scheint und gleichen mögliche Stromlücken kurzfristig aus. Kernkraftwerke sind für solche flexiblen Einsätze nicht einmal ansatzweise geeignet, da sie nicht innerhalb von wenigen Minuten hoch- und heruntergefahren werden können.“ Die Funktionen der Gaskraftwerke für die Stabilisierung der Stromversorgung könnten Atomkraftwerke also ebenfalls nicht ersetzen, schlussfolgert Kreisrätin Doris Renninger.

 

Die in einer Studie des Bundesverbandes der Energiewirtschaft (BDEW) errechneten 6 Terawattstunden(von insgesamt 860!) Gas, die letztendlich von Atomkraftwerken tatsächlich ersetzt werden können, könnten durch andere Lieferwege oder noch besser durch Einsparungen ersetzt werden. „Der Ruf nach einer Verlängerung der AKW-Laufzeiten hat nichts mit einer ökonomischen Notwendigkeit oder gar mit einer geringeren Abhängigkeit von Putin zu tun, sondern ist der leicht durchschaubare Versuch, der Risikotechnologie Atomkraft aus ideologischen Gründen eine Zukunft zu geben, die sie schon längst hinter sich hat“, fügte Jürgen Walter abschließend hinzu.

 

 

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